Das stand dick und fett auf dem Bücherregal. Darunter das eigentlich alte, aber jetzt neu aufgelegte Die dunkle Seite. Und ich musste es einfach kaufen. Dieser elende Schätzing. Der verdammte Frank Schätzing. Wieso, zum Teufel, schreibt der so gute Bücher? Und wieso kann der Kerl sich so geniale Figuren ausdenken?

Angefangen hat es natürlich mit Der Schwarm. Eines der großartigsten Bücher, die ich je gelesen habe. Ein Mordswälzer, der quasi vor lauter interessanter Informationen und Theorien überquillt und sozusagen eine Flut an tollen Typen enthält: Sigur Johansson, der ältere Bohéme, Professor, ledig. Leon Anawak, Meeresbiologe, der Indianer, der seine Abstammung leugnet. Oder die ganzen anderen Charaktäre wie Jack Greywolf, der Möchtegernindianer, oder die irre General Commander Li. Nebenbei: Die Story ist schön komplex, dazu gibts dann noch die ganzen Informationen und Theorien.

Weiter gings mit Lautlos. Ich arbeite mich rückwärts durch sein Schaffen. Dr. Liam O'Connor, Physiker, Autor, Irrer. Gesellschaftsterrorist. Eine der coolsten Romanfiguren auf diesem Planeten. Das Thema ist diesmal internationaler Terrorismus und die Motive, Beweggründe und Maschinerie dahinter. Allein das schon wieder hochinteressant. Natürlich verpackt in eine spannende Story. Und nebenbei: Unter dem oberflächlichen Chaoten O'Connor entdeckt man Gesellschaftkritik und eine tiefgründige Person. Ach ja, eine Liebesbeziehung wird auch noch so nebenbei abgewickelt.

Und jetzt, gerade beendet: Die dunkle Seite. Ebenso klasse. Thema: Die Psychologie des Mordens. Was bewegt Psychopathen, was Psychotiker? Warum foltern manche und warum schießen andere in den Bauch und nicht in den Kopf? Der Bogen wird gespannt vom psychologischen Hintergrund eines Täters über seine Vergangenheit und die Ursachen darin bis zur Mitschuld der Gesellschaft. Topaktuell, nebenbei. Und drin: Vera Gemini, Privatdetektivin und ehemalige Beamtin bei der Spurensicherung, harte Vergangenheit mit dominatem und psychisch hochlabilem Mann, der sie fast totgeprügelt hat. Bis sie sich revangiert hat. Und, nachdem er aus dem Krankenhaus wieder raus war, den Prozess gewonnen hat. Harte, verschlossene Person, die auf einen Fall stößt, der ihr so zusagen unter die Haut geht.

Genial, der Mann. Hinter jede einzelne Figur schreibt der Schätzing eine Geschichte. Wenn der vier Jahre an einem Buch schreibt, sitzt der doch drei davon nur da und erfindet Menschen. Der muss schizophren sein, der Typ. Und eine abgedrehte Fantasie haben. Wer sonst schafft es, ein Kochbuch als Psychothriller zu verkaufen?

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