Ave's Place - Alltägliche Bösartigkeiten und der ganz normale Wahnsinn



Frohe Weihnachten und so.

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Wo das Gute liegt so nah...

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Gebannt und fragend schauen wir nach Afghanistan und beobachten den Versuch, dieses auf Stammestradition basierende Volk in ein westminsterisches Demokratiekorsett zu zwängen. Mit ungutem Gefühl lesen wir fast täglich von einem iranischen Staat, der andere Länder von der Weltkarte radieren will, eine andere Konfession seiner eigenen Staatsreligion bekämpft und seine junge Generation mundtot macht. Gescheiterte Staaten wie Somalia und Jemen bescheren uns Sicherheitsprobleme in der Luft und auf See. Wir schütteln mit dem Kopf ob der armen Menschen in diesen Ländern, die es nicht schaffen, eine politische und gesellschaftliche Stabilität wie bei uns in Europa zu erreichen. Wir sind aber auch empört über China, die es wagen, ganze Volksstämme und ihre Kulturen zu unterdrücken und für riesige Bauprojekte ganze Landstriche umsiedeln. Die Korruption in Russland bestätigt die alten Urteile aus dem Kalten Krieg. Der Drogenkrieg in Mexiko interessiert uns fast gar nicht. Und verächtlich schauen wir sogar auf die USA und die Dummheit ihrer rechten populistischen Teetrinker. Zustände wie diese kann es doch in unserem zivilisierten, gebildeten und demokratischen Europa nirgendwo mehr geben. Glauben wir.

Moment. Aber was passiert eigentlich gerade um uns herum? Heute war was in Italien. Genau, Silvio Berlusconi hat seine Vertrauensfragen sowohl in Senat (wie erwartet), als auch in der Abgeordnetenkammer (unerwartet und mit drei (3!) Stimmen Unterschied) gewonnen. Damit bleibt er vorerst weiter an der Macht, der Ministerpräsident des EU-Gründungsmitglieds Italien, dessen Politik Sinti und Roma unter Generalverdacht stellt, Ausländer abschiebt, Presse unterdrückt, Hochschulbildung den Geldhahn abdreht und sie gleichzeitig durch Erhöhung der Gebühren nur noch einer privilegierten Kaste zugänglich macht. Silvio Berlusconi, der Cavaliere, der den deutschen SPD-Fraktionschef im Europaparlament mit einem KZ-Aufseher vergleicht, Barack Obama „hübsch braungebrannt“ nennt und dubiose Geschäfte mit Putin und dem Diktator der Ukraine betreibt. Der übrigens Neapels Müllproblem zur Chefsache erklärt und es danach nicht mehr angerührt hatte. Da haben sich wohl alte Freunde und Gönner bei ihm gemeldet. Apropos: Die nutzen Deutschland mittlerweile längst als Drehkreuz für ihre Geschäfte in Europa, während wir blauäugig glauben, sowas „wie dort unten gibt’s bei uns doch nicht!“
Ach ja, Italien ist keine zwei Flugstunden von uns entfernt.

Aber genug davon. Das ist eben Italien. Sowas gibt’s doch sonst in Europa nicht. Frankreich, das Land der liberté, egalié, fraternité würde sowas doch nie... Halt, da war auch was, so mit Sinti und Roma! Die wurden doch auch weggeschickt, vollkommen unter Missachtung ihrer Rechte als europäische Bürger. Und in den Chefredaktionen vieler großer Medienanstalten arbeiten doch seit Sarkozys Amtsantritt auch immer mehr persönliche Freunde von ihm, die ihm sogar den Hüftspeck in Urlaubsbildern wegretuschieren. Ganz nach dem Motto der „liberté“ werden dann auch Schleier und Burkas aus der Öffentlichkeit wegretuschiert. Und anscheinend findet der kleine Mann im Elisée-Palast es angenehm, Regierungsmitglieder einfach auszutauschen, wenn sie ihm und seinen Plänen nicht mehr passen. Überhaupt, er gefällt sich doch sehr in der Rolle als Roi Nicolas. Sein Sohn klettert auch schon fleißig die politische Karriereleiter in einem Pariser Aussenbezirk hoch. Natürlich ganz ohne Hilfe vom Papa.

Eine Hausnummer weiter zerfällt Belgien beinahe in zwei Teile, weil sich Flandern und Wallonen gegenseitig verachten. In Holland kann sich eine liberal-konservative Regierung nur dank der Gunst eines Rechtsextremen an der Macht halten. Überhaupt, in den Parlamenten europäischer Länder tauchen auf einmal immer mehr rechtsextreme bis -radikale Parteien auf. Sogar die britischen Torys im EU-Parlament verlassen auf einmal die konservative Fraktion und schließen sich der rechtsextremen Fraktion an. Nur aufgrund ihrer unvernünftigen und auf Minderwertgkeitskomplexen basierenden Europaskeptik. In Polen war Donald Tusks Vorgänger im Amt dabei, sein Volk durch nationalistische Ressentiment-Politik zu radikalisieren. In Rumänien grassiert Korruption. Griechenland und Irland saufen ab.

In Deutschland kommt ein Bundestags-Hinterbänkler auf die hirnverbrannte Idee, der Presse das Berichten über Bedrohungen zu verbieten.

Natürlich klingt das jetzt fatalistischer als es in Wirklichkeit ist. Der dauergeile Opa am Tiber wird irgendwann weg sein und man kann den Italienern nur wünschen, dass sie es dann schaffen, einen funktionierenden Staat zu führen. Auch der kleine Pariser wird sich nicht ewig an der Macht halten können, die Belgier haben sich wieder ein wenig zusammengerissen und Holland war schon immer zu liberal, als das Geert Wilders wirklich langfristigen Schaden anrichten könnte. Aber bei aller Betroffenheit, Sorge oder Kritik, die wir anderen Ländern und ihren politischen und gesellschaftlichen Systemen ausserhalb Europas, bzw. der so genannten "westlichen Welt", entgegenbringen, dürfen wir nicht vergessen, gelegentlich auch mal vor der eigenen Haustüre zu kehren.


Parrrappa päm päm päm!

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Litte Drummer Boy
Ach ja, beinahe vergessen, schamlos Werbung zu machen: Hug The Dragon - The Nerd Rock LP. VÖ: Demnächst irgandwann.


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