Diese Hysterie über die Abbildung von Fassaden in Google Street View regt mich auf. Mal wieder ein perfektes Beispiel für deutsche Kleinlichkeit, Meckerei und Regelungswut. Ein paar wichtige Punkte zum nachdenken, lieber deutscher Durchschnittssurfer:

1. Wenns euch schon aufregt, dass man eure wunderschöne ausgebleichte Rauhputzfassade und die Gartenzwerge vor der Eingangstür begutachten kann, was sagt ihr dazu, dass man euch womöglich via Google Earth in den Garten gucken und euch beim Blick über Nachbars Hecke erwischen kann?
2. Nachdem ihr per EC- oder Kreditkarte all eure Daten bei den Banken abgebt und bei Internetshopping und -auktionen Adressen eingebt, kann ich die Empörung über eine eventuell sichtbare Hausnummer im Internet echt nachvollziehen.
3. Facebook, Studi-/ Meinzv, Lokalisten, Werkenntwen und wie sie alle heißen sind voll mit euren persönlichen Daten und per Twitter lasst ihr die Welt über den Erfolg eures neuesten Stuhlgangs wissen, aber vor möglichen Verknüpgungen all dieser Daten in google Street View habt ihr Angst? Kleiner Realitycheck: Für eure Informationen im Netz seid ihr selber verantwortlich.

Aber Moment, teh Internetz ist ja für Hans-Otto Normaldeutscher immer noch erstmal mindestens suspekt und für machen unserer politischer Elite so verständlich wie theoretische Astrophysik. Liebe Frau Verbraucherschutzministerin Aigner, hätte nur noch gefehlt, dass Sie auf der PK einen Journalisten gebeten hätte, Ihnen doch mal zu erklären, was Google Street View eigentlich sei. Aber hey, hätten Sie ja nicht wissen können, dass zu Ihrem Job mehr gehört als der allmonatliche Besuch eines Bauernmarktes.

Und was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Und was dem Deutschen neu ist, muss erstmal kontrolliert, domestiziert und reglementiert in mindestens drei Ausführungen werden. Sonst ist es pöse. Klar hat jeder das Recht, gegen die Darstellung seines Hauses im Internet Widerspruch einzulegen und soll das auch tun. Aber mir geht dieser instinktive Beißreflex unserer Gesellschaft auf die Nerven, dass alles was neu und anfangs ungewöhnlich ist, erstmal suspekt sein muss. Dichter und Denker? Manchmal eher Spalter und Bremser.