Ave's Place - Alltägliche Bösartigkeiten und der ganz normale Wahnsinn



Siebenbürgen 1500 - 2013. Hermannstadt, Tag 2

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2007 war Hermannstadt, zusammen mit Luxemburg, Europäische Kulturhauptstadt. Die Kanaldeckel sind nicht das einzige, was noch daran erinnert. Wenn man durch die Straßen und Gassen der Stadt zieht, sieht man, vor allem natürlich in der historischen Oberstadt, wo umfangreiche Renovierungs- und Restaurationsarbeiten durchgeführt wurden und immer noch werden. Hauptverantwortlich für diese Entwicklungen ist der Bürgermeister Hermannstadts: Klaus Johannis. Ein Deutscher. 2000 vom "Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien" als Kandidat aufgestellt, als Vertreter einer deutschen Minderheit in Hermannstadt, die mittlerweile gerade mal 2% beträgt. Als Dank für seine Arbeit wurde er dreimal wiedergewählt, 2004 mit 88%, 2008 mit 80% und 2012 mit 78% der Stimmen, und die Ergebnisse seiner Arbeit kann man jetzt in den Straßen der Stadt sehen.

Der Blick aus dem Fenster am zweiten Tag unserer Reise zeigt uns, dass die Befürchtungen das Wetter betreffend wieder unnötig waren. Blau-weißer Himmel (no pun intended) und Sonnenschein. Das läd ein zum Frühstück im Freien und zum Einkaufen in der Heltauer Gasse. Der Name kommt, ganz klassisch aus dem Mittelalter, von ihrem Verlauf: Sie führte aus der Stadt hinaus in Richtung des Dorfes Heltau, ungefähr 8 Kilometer vor der Stadt gelegen. Stadteinwärts mündet sie, wie schon beschrieben, in den Großen Ring. Auf dem zentralen Platz der Stadt findet man so weit das Auge reicht Cafés, Museen, die katholische Kirche und das Rathaus. Natürlich war dieser Platz die zentrale erste Stelle, von der die Renovierungsarbeiten anlässlich der Ernennung zur Kulturhauptstadt ausgingen.


Links führt uns der weg wieder zur Stadtpfarrkirche und auf den ihr vorgelegenen Huet-Platz.







                                         An der Kirche
vorbei kommt man über die Fingerlingsstiegen zur Unterstadt hinunter. Hier, nicht auf dem Plateau der heutigen Oberstadt, liegt der erste und ursprüngliche Siedlungskern. An der Flusseite des Hügels ließen sich irgendwann um 1150 die ersten deutschen Siedler - aus den Gegenden zwischen Luxemburg, Oberrhein, Mosel bis Franken kommend - nieder. Auf dem Plateau entstand erstmal ein sakraler Bereich, wo ein geistlicher Hof entstand und irgendwann eine erste Kapelle: vermutlich die Jakobskapelle, die heute in einem Wohnhaus aufgeht. Erst mit der langsamen Entwicklung zum zentralen Ort der sog. Hermannstadtäder Provinz und zur Stadt wichen die Weideflächen auf dem Plateau den Häusern und den ersten Befestigungen, deren Überreste aus Festungs-Zeiten man heute noch an der Oberstadt sieht.

Die Unterstadt harrt noch etwas den Renovierungsarbeiten, aber es gibt an jeder Ecke historische Kleinode zu entdecken. Der Blick auf die Dächer alleine schickt einen schon gedanklich in eine andere Zeit. Zwischen Geschäften und dreistöckigen Stadtfassaden entdeckt man auch Stadthöfe, wie viele Gebäude in der Stadt denkmalgeschützt und wie in diesem Beispiel über 200 Jahre alt.
  Durch die Gassen gehen wir wieder in Richtung Oberstadt.











Klöster waren im Mittelalter eigendlich immer ausserhalb der Stadt. Die ersten Orden, die Klöster innerhalb von Stadtmauern errichteten, waren jene Orden, die keine eigene Wirtschaft betrieben sondern auf die Hilfe anderer (sprich, reicher Bürger) angewiesen waren: Die Bettelorden, allen voran die Franziskaner. Ein Franziskanerkloster findet man auch in der Altstadt Hermannstadts, kurz vor der historischen Stadtmauer.










Hermannstadt war zu seinen mächtigsten Zeiten von 3 Mauerringen umgeben, eingefasst von großen Bastionen. Aber die Mauern Hermannstadts sind Stoff für ein anderes mal...


Siebenbürgen 1500 - 2013: Ein Reisetagebuch durch die Zeit

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Wann immer ich mich einer neuen Bekanntschaft vorstelle und irgendwann das Thema Herkunft zur Sprache kommt, stelle ich ich mich als gebürtig aus Transsilvanien kommend vor. Meist ernte ich damit seltsame bis spöttische Blicke und natürlich die unvermeidbaren Vampir-Witze (andererseits muss ich ja zugeben, dass ich sie durchaus auch provoziere). Dann korrigiere ich mich und sage Siebenbürgen. Dies wiederum beschert mir dann fragend-verwirrte Blicke. Und dann muss ich zwangsläufig den Hintergrund kurz erklären, worauf die Werwirrung zu Erstaunen ob der bisher unbekannten Geschichte einer deutschen Kultur noch weiter im Osten als Schlesien oder Ostpreußen wird. Dies ist mit ein Grund, warum mich die Geschichte Siebenbürgens angefangen hat zu interessieren: Die Unbekanntheit in Deutschland. Und schließlich merkte ich, dass diese Geschichte ganz eigene faszinierende Aspekte im europäischen Kontext hat. Deshalb schrieb ich meine Abitur-Facharbeit über dieses Thema, deshalb schreibe ich meine Bachelor-Arbeit darüber und deshalb sind wir im Mai/Juni 2013 auf einmal in Hermannstadt, 10 Jahre nach meinem letzten Besuch. Beginn eines Reisetagebuchs.

Tag 1

Verspricht unvorhersehbar zu werden. Nur fliegen ist schöner. Die Wetterbeobachtungen über einschlägige Internet-Portale der letzten Tage zeigten häufigere Wetterumschwünge als Kleiderwechsel beim heutigen Topmodel-Finale vorkommen werden. Am Tag des Abfluges ist zumindest klar, dass es wohl regnen wird in Hermannstadt. Die aufrüttelnde Bestätigung empfing uns dann beim Landeanflug auf Hermannstadt, als uns ein paar Tubulenzen und dunkle Wolken empfingen. Aber immerhin: 27°C, schwül, aber trocken. Schnell Geld gewechselt, Taxi klargemacht und ab in die Hermannstädter Innenstadt zur Heltauer Gasse und unserer großartigen Pension. Feststellung beim Bezug des Zimmers: Es gibt pseudo-Sterne-Hotels in Deutschland, die ein solches Zimmer überteuert als Suite verkaufen würden.
Schön mit Blick auf die Flaniermeile der mittelalterlichen Altstadt, die Heltauer Gasse. Eine erste Erkundung der im 12. Jahrhundert von deutschen Siedlern gegründeten villa Hermanni über den Großen und Kleinen Ring führte zum Huet-Platz vor der Stadtpfarrkirche.
Wohlgemerkt: Das ist eine evangelische Kirche. Kleine historische Randnotitz: die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen (universitas saxonum), also im Wesentlichen der Deutschen in Siebenbürgen wurde 1543 geschlossen und ohne große Probleme am Rande (30jährige Kriege beispielsweise...) evangelisch-lutherisch. Und stellte sich diese Kirche hin. Leider finden da gerade Restaurations- und Reparaturarbeiten statt, also war ein Blick ins Innere versperrt.

Der nette Herr auf dem Sockel im Vordergrund ist Georg Daniel Teutsch (1817 - 1893), einst Lehrer in Schäßburg und Bischof von Siebenbürgen. Und dazu ein wegbereitender sächsischer Historiker, der den ersten Gesamtüberblick der sächsischen Geschichte schrieb. Seine Statue steht zwischen der Stadtpfarrkirche und dem Brukenthal*-Gymnasium, wo er bis heute ein gutes Vorbild für die Jugend abgibt und z.B. während der laufenden arbeiten an der Kirche auf die Sicherheit achtet:
Zur linken der Kirche bietet sich ein schöner Blick über die (sichtbar...) mittelalterlichen Dächer der Unterstadt.
Wie man sieht, stand ein weiterer Wetterwechsel an und so lag der Beschluss nahe, den restlichen Abend mit einem guten Essen und in aller Ruhe im kleinen Pensions-Zimmer ausklingen zu lassen.

Die Reise quer durch die Stadt, Region und ein bisschen auch in eine andere Zeit geht weiter. Bei guten Wetter, hoffentlich.


*Zu dem Herrn komme ich später noch.


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