Ave's Place - Alltägliche Bösartigkeiten und der ganz normale Wahnsinn



Wohin geht die Fahrt?

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Wohin geht die Fahrt/Wohin die Reise/nimm mich, wenn’s geht, net mit, Kapitän/

Es beruhigt mich auch auf gar ka Weise/Wenn wir alle z’sammen untergehn

Im CERN soll heute nach langem Anlauf der Versuch unternommen werden den sogenannten Urknall nachzustellen. Was ich daran kritisch finde:

Das Drängen des Menschen immer mehr über sich und die Welt zu erfahren ist ein angeborener Instinkt, keine Frage. Und der Effekt dieses Strebens nach Erkenntnis ist meist auch ein positiver. Gerade durch naturwissenschaftliche Forschung hat sich die Welt immer weiter Entwickelt, oftmals sogar zum Guten. Wir können heute Krankheiten heilen, von denen wir vor einhundert Jahren noch gar nicht wussten, dass es sie gab. Wir haben heute Antworten auf Fragen, die sich vor fünfzig Jahren noch niemand gestellt hat. Und wir versuchen Antworten auf Fragen zu finden, die sich die Menschheit seit Anbeginn der Zeitrechnung gestellt hat.

Der Versuch die Erschaffung der Welt in einer unterirdischen Forschungsanlage in der Schweiz nachzustellen, ist so ein Versuch. Seit jeher ist es eine der elementarsten Fragen der Menschheit: Wie hat alles begonnen, wo liegt der Anfang, woher kommen wir?

Doch so alt diese Frage ist, so alt ist auch eine ganz simple Antwort darauf. Bisher ist die Menschheit immer recht gut damit gefahren, dass sie die Verantwortlichkeit für Anfang und Ende, Alpha und Omega, einfach dem Schöpfer, einem übermenschlichen Wesen zugeteilt hat. Wenn ich am Samstag zur Osternachtfeier sitze, werde ich wieder jene Lesung aus dem ersten Buch Mose, der Genesis höre. „Im Anfang war das Wort“. Sollte es dann nach dem heutigen Tag vielleicht eher heißen „im Anfang war der Versuchsaufbau“?

Wie gesagt, bisher ist die Menschheit sehr gut mit ihrer tradierten Antwort gefahren, obgleich die Suche nach einer anderen möglichen Antwort wohl immer bestand. Da stellt sich mir die Frage, wie wir weiterfahren sollen, sollte das CERN uns dieser Tage die Nachricht überbringen, dass das Rätsel um den Anfang, das Alpha entschlüsselt wurde.

Meine Meinung: Der Mensch sollte nicht alles wissen. Und zwar einfach weil es nicht möglich ist. Wir werden niemals in der Lage sein, alle Geheimnisse zu entschlüsseln. Das sage ich aus der Überzeugung heraus, dass das Dasein, wie wir es kennen, eben nicht ein physikalisches Phänomen, oder Zufallsprodukt ist, sondern bewusst durch einen Schöpfergott erschaffen wurde.

Und ich glaube, dass der Menschheit durch die Aufdeckung vieler Geheimnisse ein Bärendienst erwiesen wird. Ich persönlich empfinde es als wesentlich beruhigender an die Schöpfung des Universums durch Gott zu glauben, als eines Tages in der Zeitung eine Formel stehen zu sehen, die uns alles Erklären will, oder kann. Ist die Welt, ist das Leben nicht gerade dadurch lebenswert, dass es so viele Geheimnisse birgt? Dass wir eben nicht alles wissen und manche Unsicherheit verspüren? Und ist es nicht gerade das menschlichste überhaupt, wenn wir diese Unsicherheiten eben nicht gleich mit Erklärungen aus der Welt schaffen wollen, sondern sie im Vertrauen auf einen Höheren einfach Unsicherheit bleiben lassen?

Ich gönne den Forschern in der Schweiz ihre atemberaubenden Arbeits- und Forschungsleistungen. Für mich hätten sie’s aber nicht tun brauchen. Und vor allem hätten sie’s meiner Ansicht nach um unser aller Willen nicht tun brauchen.


Gruß.

P.S.: Avaron: Verzeih, aber avesplace entwickelt sich wohl doch langsam zu einer Plattform welt- und menschenbewegender Themen ;)


Und es ward dunkel...

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...gleich, zumindest. Der Akku meines tollen neuen Netbooks ist gleich leer. Bin mir nicht wirklich sicher, ob das nicht Anlass zur Freude ist. Aber letztendlich werd ich doch wieder gezwungen, den Strom anzuzapfen und weiter zu arbeiten.

Anyway. Entgegen aller Gerüchte ist Ave's Place noch nicht zum religiösen Blog geworden. Um das Niveau aber nicht unnötig zu senken, habe ich beschlossen, meine hochwertigen philosophischen Gedanken beizusteuern. Frisch gefiltert durch einen Tag in der Universitätsbibliothek, stundenlanges Kauern über Net- und anderen Büchern und eine Kaffeemaschine.

Zunächst stellt sich mir die Frage, warum Jesus' sieben letzte Worte mit einem Satz auf vier Wörtern beginnen und warum die deutsche Synchronisation schon wieder so schlampig ist und glatt neun daraus macht? Im Fernsehen ist das unerträglich, wenn die deutsche Übersetzung sich allergrößte Mühe gibt, eine Szene durch schlechte Übersetzung, unmotivierte Sprecher, krampfhaft übergenaue Aussprache und im schlimmsten Fall sogar ungenaue Synchronität zu versauen. Und für Bücher gilt das gleiche. vielleicht ist das das Problem. Vieleicht ist das göttliche Drehbuch nur schlecht übersetzt worden. "Liebe deinen Nächsten" sollte heutzutage eindeutig politisch korrekter übersetzt werden, schließlich könnte der intellektuell seit Luthers Übersetzung wesentlich weitere Klerus das trotzdem völlig falsch interpretieren. Aber wer soll das besser übersetzen? Die humanistisch gebildete Elite deutscher Privat- und Jesuitenkollegien? Ausserdem kann das bei der Verarbeitungsgeschwindigeit von Vatikan und Privatschulgremium ein wenig verzögert ankommen. Zudem ist die Gesetzes- und Regeltreue hier anscheinend sowieso wenig ausgeprägt, sowohl was die eigenen (B, AT, §1-10) als auch die, der Gesellschaft (StGB, AT, §1-10) angeht. Was soll man dazu noch sagen? Die Wege der Herren sind unergründlich...

Wenden wir und erfreulicheren Dingen zu:


Eloi, Eloi, lema sabachtani

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Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

So lautet die Übersetzung des Titels dieses Textes (Mk 15, 34. Falls es jemand nachlesen will).

Dieser Satz ist eines der sogenannten Sieben Letzten Worte Jesu Christi am Kreuz. Sie dürften wohl allen, die sich nicht nur an Ostern, sondern auch die paar Tage vorher schon einmal in die Kirche verirrt haben irgendwie vertraut sein.

Es geht also um das Osterfest, die Karwoche, oder auch die Heilige Woche, wie die Katholische Kirche die acht Tage vom Palmsonntag bis zum Ostermontag nennt.

Was ich zu sagen habe ist noch nicht einmal viel. Ein paar Worte wollte ich nur loswerden, nachdem ich heute in der Messe eine sehr private und beinahe schmerzhafte Predigt gehört hatte.

Wie in den vergangenen Jahren auch habe ich mich in den vergangenen Tagen und Wochen relativ intensiv auf die Kartage vorbereitet, was vor allem daran liegt, dass ich an den drei Tagen des Triduum Sacrums, also Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag, reichlich im Ablauf der Feiern eingespannt bin. In allen drei Gottesdiensten wird gesungen, mal mehr, mal weniger, dazu Hymnen gelesen, bei der Ölbergwache am Gründonnerstage Gitarre gespielt, etc. Das will alles vorbereitet werden und braucht daher seine Zeit.

In dieser ganzen Vorbereitung ist mir aber nie dieser Gedanke gekommen, welcher mir heute während der Predigt gekommen ist: Können wir dieses Jahr eigentlich die Kar- und Ostertage so feiern, wie die Jahre zuvor, so wie wir es uns wünschen?

In den letzten Wochen haben wir unbeschreibliches gelesen, erfahren, gehört, gedacht, gefühlt. Die Katholische Kirche steht am Rande einer tiefen Krise, wenn sie nicht bereits hineingestürzt wurde. Hunderte und Tausende werfen der Kirche Versagen und Verbrechen vor.

Was bedeutet das für die Kläger, was bedeutet das für uns?

Wenn ich mir vorstelle, wie Würdenträger der Katholischen Kirche ihr Amt missbrauchten indem sie Kinder misshandelten, dann macht mich das traurig, es verletzt mich. Ich bin versucht die Wut auf diese Menschen in Unverständnis und Mitgefühl umzuwandeln, oftmals funktioniert dies aber nicht. Nun bin ich aber sicher ein Mensch, der mit einer wesentlich anderen Grundeinstellung an diese Fragen und Berichte herantritt, als es die meisten Menschen wohl tun. Ich kann daher nur spekulieren, dass die tiefe Wut, welche so viele gegenwärtig in sich tragen, sich eben nicht nur gegen die Täter, sondern auch gegen die Kirche richtet. Das ist wohl menschlich.

Wie können wir als Kirche aber dieser Tage damit umgehen, da wir das Gedächtnis des Leidens des Herrn begehen? Müssen wir nicht zunächst des Leidens der vielen Kinder und Jugendlichen gedenken, bevor wir unsere Erlösung durch Christus, das Geschenk der Liebe feiern?

Und wie ergeht es jenen, die mit der Kirche gebrochen haben, die ihren Glauben nicht mehr in das Gotteshaus tragen wollen, oder können? Ist es nicht eigentlich gerade das Osterfest, welches uns den Zweck, das Fundament der Kirche darlegt? Muss nicht gerade jetzt die Kirche Hoffnungs- und Zufluchtsort sein?

Ich habe keine Antwort auf diese Fragen. Ich weiß nur, dass ich dieses Jahr eben doch nicht, wie all die Jahre zuvor in die Feiern der Kar- und Ostertage gehen werde. Dieses Jahr kann ich eben nicht in die Kirche gehen und für das Geschenk der Erlösung danken, solange ich nicht sehe, dass die Kirche, dass wir Christen von der Schwere dieser Krise erlöst wurden. Dieses Jahr müssen wir einkehren und an uns denken, an unsere Kirche. Die frohmachende Botschaft von der Überwindung des Todes ist jenes Testament, welches für uns alle da ist. Und wir können uns nur gemeinsam über unser Erbe freuen.

Ich wünsche allen eine gesegnete Zeit, eine erholsame Auszeit, wertvolle Denkpausen und ein unbeschwertes Feiern der Heiligen Tage.

Gruß.


Auf hohem Niveau

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Am Sonntag war Wahltag. Wer hat’s gewusst?

Am vergangenen Wochenende, genauer am Samstag und Sonntag waren alle Katholiken Bayerns aufgerufen zur Wahl zu schreiten und neue Pfarrgemeinderäte zu wählen. Wobei, nein, das stimmt so nicht. Zumindest im Bistum Würzburg waren zwar alle aufgerufen an der Wahl teilzunehmen, die allerwenigsten jedoch wurden auch aufgerufen tatsächlich zur Wahl zu schreiten. „Allgemeine Briefwahl“ lautet das Zauberwort. In meinen Ohren, den Ohren eines angehenden Politikwissenschaftlers, klingt das ungefähr so sinnvoll wie „Wahlpflicht“. Ja, richtig, ich halte die allgemeine Briefwahl für vollkommen absurd und hoffnungslos fehlgeleitet.

Zur Erklärung: Ende letzten Jahres stand in unserem Pfarrgemeinderat, welchem ich jetzt seit Anfang 2008 angehöre, die Besetzung des Wahlausschusses an. Da man gemerkt hat, dass ich nicht nur einiges Interesse für dieses Thema, sondern vor allem auch etwas Sachverstand mitbringe, wurde ich freundlicherweise in dieses Gremium bestellt. Zwei weitere Mitglieder wurden aus unserer Nachbargemeinde entsandt, mit welcher wir vor wenigen Wochen eine Pfarreiengemeinschaft begründet haben. Der Ausschuss hat es dann ähnlich gesehen wir zuvor der Pfarrgemeinderat. So wurde ich also Vorsitzender des Wahlausschusses und Wahlleiter für unsere Pfarreiengemeinschaft (abgesehen von der doch erheblich zeitintensiven Arbeit durchaus ein netter Posten der sich auch gut im Lebenslauf macht).

Im Ausschuss haben wir tatsächlich auch darüber beraten, ob denn eine allgemeine Briefwahl nicht doch ein probates Mittel wäre die Wahlbeteiligung zu steigern. Die Idee wurde aber bald verworfen, allein schon aus ideologischen Gesichtspunkten hätte mir das wohl keinen Spaß bereitet. Jetzt hatten wir also eine Liste mit 18 Kandidaten, von denen 14 in den neuen Pfarrgemeinderat der Pfarreiengemeinschaft gewählt werden sollten. Hierfür alleine sollte uns auf die Schultern geklopft werden! Wie ich eben beim Bistum gelesen habe, haben von 157 Pfarreiengemeinschaften im Bistum gerade einmal 15(!) diesen Weg eines gemeinsamen Rates gewählt. Nun ja.

An den beiden Wahltagen haben wir es dann geschafft immerhin knapp über 480 Menschen dazu zu bringen, sich mit der Wahl auseinanderzusetzen, sich über die Kandidaten zu informieren und im Wahllokal zur Urne zu schreiten. So schlecht finde ich das nicht. Aufgrund der enormen Gemeindegröße (6.077 Wahlberechtigte) kamen aber dann am Ende doch nur 7,95 % Wahlbeteiligung raus. Eher mager.

Aber: Wir haben nicht wahllos an jeden Auf-dem-Papier-Katholiken Wahlbriefunterlagen verschickt und wir mussten auch nicht zur Persönlichkeitswahl übergehen! (Persönlichkeitswahlen werden durchgeführt, wenn zu wenige Kandidaten gefunden wurden. Der Wähler schreibt dann einfach bspw. 10 Namen auf den Stimmzettel und hinterher wird gefragt, ob die Herrschaften die Wahl annehmen. In Würzburg Stadt haben das immerhin 5 von 18 machen müssen)

Und jetzt liest man aber auf der Seite des Bistums wie stolz man darauf ist, dass man bundesweit die höchste Wahlbeteiligung mit 34 % hat. Und wem nützt das? Das ist, wie bereits erwähnt, ähnlich wie in Italien: Dort gibt es eine Wahlpflicht, was regelmäßig zu Wahlbeteiligungen weit über 95 % führt. Im Ergebnis hat man aber Berlusconi. Oder früher jahrzehntelang die Kommunisten im Parlament. Bravo!

Ich sag es wie es ist: Ich finde es ist ein Armutszeugnis, sich mit derlei Zahlen zu rühmen. 34 % der Katholiken haben ihren Pfarrgemeinderat gewählt. Aber wie viele Prozent der Katholiken interessiert ihre Gemeinde? Wie viele gehen wenigstens alle paar Wochen in die Messe? Wie viele wissen überhaupt, was ein Pfarrgemeinderat ist?

Wir haben im Frauenland vielleicht eine der geringsten Wahlbeteiligungen. Aber wenigstens kommen bei uns noch jeden Sonntag mehr Menschen in die Kirche, als in irgendeiner anderen Pfarrkirche in der Stadt Würzburg. Anderes Beispiel: Unsere Sternsinger sammeln jedes Jahr Summen für arme Kinder in der ganzen Welt, die in anderen Gemeinden den gesamten Jahreshaushalt in den Schatten stellen. Nur leider wird die Lebendigkeit unserer Gemeinde so lange unentdeckt bleiben, solange wir nicht mindestens 40 % Wahlbeteiligung haben.

Man verzeihe mir diesen Ausfall, aber für mich ist das keine „Wahlbeteiligung auf hohem Niveau“, für mich ist das Ergebnisbeschönigung auf höchstem Niveau!

Gruß.


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