Ave's Place - Alltägliche Bösartigkeiten und der ganz normale Wahnsinn



Duel Monsters


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Die Befürchtung war ja, dass Merkel und Steinmeier das "große TV-Duell" zu einem kleineren Sparring oder gar einem Ausweichkampf verkommen lassen würden. Aber am Ende hatte, wer hätt's gedacht, Gregor Gysi recht behalten: Er hatte schon am Donnerstag in Illners "TV-Dreikampf" - dem Gesetz der Serie müsste ja jetzt ein Einzelkampf folgen, quasi die Kür: Merkel on ice schlittert zu Schwanensee um alle Eckpunkte und Genossen-Kampftenor Steinmeier schmettert "Auf in den Kampf, Torero" um die das Wahlvolk repräsentierende Jury aus Illner, Bohlen (Die Kombi Plasberg-Bohlen hätte ja nie funktioniert) und dem unvermeidlichen Publikumsgast zu beeindrucken - äh, wo war ich? Ach ja: Also, Gysi hatte dem Duell schon am Donnerstag bei Illner den Untertitel "Das Regierungsselbstgespräch" verpasst. Teilweise zurecht, wie sich zeigen sollte.

Aber von Anfang. Steinmeier gab sich fast drei Fragen lang Mühe, als Aggressor aufzutreten. Merkel solle deswegen nicht mehr Kanzlerin bleiben, weil es eine bessere Alternative gäbe - nämlich ihn. Die Große Koalition (GK) habe gute Arbeit geleistet, aber noch nicht alles geschafft - was die Schuld der Union sei. Er spricht früh die Kanzlerin direkt an, was auch gut so ist. Nur schade, dass sein Feuereifer im Laufe des Gesprächs zum Kaminglimmen verkommt.
Andersrum die Kanzlerin. Die beginnt mit Platitüden: Internationale Wirtschaftskontrollen schön, hohe Managergehälter nicht gut. Ach ja: und die GK (nicht verwechseln mit ZK! Auch nicht der Band!) hat natürlich gute Arbeit geleistet. Ein bisschen teflonbehaftet bleibt die Frau Merkel das ganze Gespräch über, die Moderatoren müssen sich schon recht anstrengen, um sie aus der Reserve zu locken. Den meisten Eifer zeigt sie am Anfang, wenn sie sich über die Unterbrechungen der Moderatoren beschwert. Hätte sie sich sparen können, wenn sie sich die Mühe gemacht hätte, direkte Antworten zu geben.

Die Schuld der Moderatoren ist es zum Teil auch, dass das Duell zum Regierungsselbstgespräch verkommt. Liebe Kollegen Klöppel, Illner, Limbourgh und Plasberg: Dass das Gespräch nicht zum donnernden Austauch von Argumentations-Breitseiten werden würde, war wohl wirklich jedem schon vorher klar. Nicht nur wegen dem gemeinsamen Regierungshintergrund, sondern auch wegen der Persönlichkeiten der beiden Kombattanten. Da wäre es doch Ihre Aufgabe gewesen, die beiden aus der Reserve zu locken und gegeneinander aufzustacheln. Stellenweise haben Sie's ja versucht. Aber grad vom Herrn Plasberg und der Frau Illner hätte ich mir doch mehr fragetechnische Präzisionsschüsse in die Wunden Flanken der Parteienflaggschiffe erwartet.

Stattdessen kommt das Gefecht vom Kurs ab: Die ja durchaus zurecht gestellten Fragen in den Bereichen Wirtschaft (Opel), Soziales (Arbeitslosigkeit, Gesundheitsreform) oder Aussenpolitik (Afghanistan) geben den beiden Rednern zwar Gelegenheit, ihre Ansichten darüber darzulegen. Doch tut sich dem Zuschauer erschreckend auf, wie ähnlich und allgemein die doch sind. Und dass man das alles schon mehr oder weniger oft genug genauso gehört hat. Steinmeiers anfängliche Inbrunst ist nur noch krampfhafter Elan, der sich in langen Ausführungen ergeht, die von Merkel nahtlos ergänzt werden. Kein Austausch von Plänen, kein Streit über ordnungspolitische Grundsätze - herrgott, nicht mal haltlose Versprechungen. Oder Beschimpfungen. Wahlkampf 2009, man wünscht sich Schröder, Heidelberger Professoren, Kohl, Wehner, Strauß zurück. stattdessen fragt man sich, ob man nicht aus Versehen in eine Kabinettssitzung gezappt hat, in der die beunruhigenste Frage wäre, was für Minister diese vier Leute an den Moderatorenpulten wären.

Erst am Ende gelingt es den Moderatoren, Merkel ein bisschen aus der Teflon-Deckung zu kitzeln: Es hat 80 Minuten Geplänkel gebraucht, bis sie zum ersten Mal Steinmeier direkt anspricht. In der Diskussion über Koalitionsoptionen gibt es nicht viel Neues, Merkel spielt einmal die Ypsilanti-bzw. Bundespräsidentenwahl-Karte. Und Steinmeier fragt sie zurecht, ob sie seiner Partei jetzt auch noch vorwerfen will, dass sie mit einer eigenen Kandidatin angetreten ist. Naja.

Das Fazit drängt sich als Erkenntnis auf, dass die Frage nicht ist, wer von Beiden besser war. Sondern wer schlechter war. Man wünscht sich in diesem Wahlkampf fast, dass sich in den aus dem amerikanischen Wahlkampf stammenden TV-Mehrkämpfen auch ein bisschen amerikanische Wahlkampfkultur zeigen würde. Nicht Beleidigungen und Gossip. Aber knallharter Streit um Grundsätze und Ideen. Sonst ist der Wählertor am Ende nur so klug ach wie zuvor. Und wenn das einzige Argument gegen eine erneute Große Koalition nur jenes ist, dass es schlecht für unsere Demokratie wäre - dann ist das wirklich traurig.

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