Ave's Place - Alltägliche Bösartigkeiten und der ganz normale Wahnsinn



Journal is Mus


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Man kann sich ja alle Nase lang über die Politiker und ihre Unwissendheit aufregen. Aber mal ehrlich: Wir sind es ja gewohnt, dass an den Schlüsselpositionen meistens diejenigen sitzen, die keine Ahnung von der Materie haben. Ich frage mich sowieso immer, wieso kein Ex-Bundesverfassungsrichter Justizminister ist, kein Bundeswehrgeneral Verteidigungsminister (es muss ja schon positiv aufgenommen werden, dass der Jung überhaupt Wehrdienst geleistet hat und daher hoffentlich etwas mit der BW vertraut ist. Sein Vorgänger wars nicht) oder kein mit allen Wassern gewaschener Managementexperte Finanzminister. Ich meine jetzt nicht irgendwelche ehemaligen Lobbyisten oder Backpfeifen á la Ackermann und Hartz sondern wirklich weltgeprüfte und fachlich gute Spitzenleute. Köhler als Ex-Weltbankchef wäre vielleicht ein guter Finanzminister gewesen. Kann ihm aber nicht verdenken, dass er seinen aktuellen Posten wohl bevorzugt.

Wenn es denn so wäre, dass die Ressortchefs wirkliche Experten wären, dann müsste der Kanzler, bzw. der Ministerpräsident, nicht unbedingt überall Experte sein, sondern "nur" ein guter Teammanager. Aber eins müsste er auf jeden Fall haben: Weitblick und Offenheit gegenüber Neuem. Dann würden solche Diskussionen wie zur Zeit vielleicht anders verlaufen. Aber ich schweife ab.

Wirklich enttäuscht bin ich aber von einer Zunft, der ich eigendlich später auch mal angehören will: dem Journalismus. Wenn man die Berichterstattung zum Thema "Killerspiele" beobachtet und mitverfolgt, muss man sich doch als Spieler und Schreiber gleichermaßen an den Kopf fassen. Man könnte meinen, dass die wichtigsten Journalistentugenden wie Objektivität und gute Recherche in dieser hysterischen Diskussion von einigen Blättern (und auch Sendern!) komplett über Bord geworfen worden sind. Dabei meine ich nicht nur die Bild. Egal ob Tageszeitungen oder Nachrichtensendungen: Überall wird entweder voreingenommen negativ über Spiele berichtet, oder auf Basis grottenschlechter Recherche. Oder beides. Ein Zitat aus dem GameStar-Forum bringt es auf den Punkt (und nimmt mir die Worte aus dem Mund):
"Wie wenig Selbstachtung müssen diese Journalisten eigentlich haben, dass sie nicht vor Scham im Boden versinken, angesichts des geballten Unwissens, dass sie da tagtäglich unter die Leute bringen...?"
Generell frage ich mich schon lange, ob BILD-Redakteure wirklich noch aufrecht morgens in den Spiegel sehen und sich allen ernstes "Journalist" nennen können. Aber es ist ja nicht nur die Bild, von der man eigendlich auch nichts anderes erwartet. Wie kann man auch allenernstes ein Spiel in bester japanischer Fantasy-Glubschaugen-Animé-Happy-End-Tradition und den dazugehörigen Film (übrigens beides am 12 Jahren freigegeben) als "Killerspiel" bzw. "Killervideo" bezeichnen? Und das macht nicht nur die BILD*. Wie tief ist man als Journalist gesunken, wenn man praktisch unbesehen Meldungen der BILD als Grundlage für eigene Artikel verwendet?

Gut, Christian Pfeiffer ist kein Journalist, aber er hat in "Hart aber fair" allen ernstes World of Warcraft" folgendermaßen beschrieben:
"World of Warcraft ist ein Strategiespiel, wo man Rollen spielt. Man ist Unteroffizier oder Offizier oder General und man denkt sich Strategien aus. Man ist Arzt, man ist Sanitäter. In einem sehr komplexen Gebilde wirkt man gemeinsam darauf hin, dass man kriegerisch erfolgt hat. Aber es geht primär nicht ums töten, es geht um die Strategie."
Das ist eine Umschreibung, die man ja unbesehen übernehmen kann. Kommt ja von einem "Experten". Also übernehmen das auch viele Zeitungen oder Sendungen. Man sollte meinen, so ein Redakteur habe Internetanschluss in seinem Büro und könnte sich doch manchmal kleine Denkanstöße bei z.B. Wikipedia holen. Dann würden vielleicht auch nicht mehr so haarsträubende Fehler passieren, wie zum Beispiel die anscheinend weit verbreitete Meinung, dass man Counterstrike und Co. mit Joystick steuert. Oder dass es in Counterstrike ums Flaggenholen gehe, wie es jüngst das Heutejournal brachte. Und solche Beispiele gibt es wie Sand am Meer.

Gott sei Dank gibt es noch Journalisten und Magazine, die mit guten Beispiel vorangehen. Natürlich Fachpresse und wirkliche Experten. Aber auch Stern und den Spiegel und andere seriösere Blätter muss man lobend erwähnen. Auch im Fernsehen hat man sich um objektivere Darstellung bemüht, spätestens nach der katastrophalen "Hart aber fair"-Sendung.

Das Zusammenspiel zwischen Hetzjournalismus á la BILD ("Tendenzjournalismus" ist ja mittlerweile eine Untertreibung) und populistischer Panikmache aus der Politik bringt natürlich Umfragewerte hervor, nach denen "Killerspiele" besser gestern als heute verboten werden sollten. Objektive Meinungsbildung? Gut, ich lasse die schlechten Witze. Nicht nur für die Politik ist die aktuelle Diskussion ein Armutszeugnis, sonder leider auch für einen großen Teil der deutschen Presse. Mir fehlt jetzt ein hoffnungsvoller Schlusssatz, aber solange bei BILD und Co. Auflage contra Qualität steht, kann man wohl keine Besserung erwarten. Aber ich hätte gerne eine neue Berufsbezeichnung für die: Propagandisten.

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Comments:
Blogger aworldtocome said...

Ich glaube nicht dass sich irgendwer von der Bild-Redaktion darum kümmert ob das was sie schreiben fair oder richtig ist!
Aber auch Stern&Spiegel haben schon einigen Müll zum Thema geschrieben!

1:38 PM  
Blogger Avaron said...

Das stimmt. Aber sie haben sich wenigstens gebessert und später auch Ansichten revidiert. Das würden Bild und Co nie machen.

1:39 PM  
Anonymous Anonym said...

Sueddeutsche hat über die Killerspiele sehr objektiv berichtet. Hat mich erstaunt.

2:34 PM  
Anonymous Anonym said...

Interessanter Artikel. Kleiner Tipp behalt das Wissen über Deinen künftigen Beruf, dass Du hier offenbarst. Dann fällt Dir später beim Arbeiten bis zur evtl. Rente oder dem Falll in den Sarg leichter.

Jeder Traumberuf oder tolle Job hat seine gute und schlechten Seiten.

Auch der Journalismus ist nicht der Ada-und-Eva-Job zu Zeiten des Paradieses.

Auflage, Gewinn und die Machtposition gegen über den anderen Medien ist heute ein Faktor, der dem heren Ziel des objektiven und aufklärenden Journalismus entgegen stehen.

Übriegens in ähnlichem Maß wie bei den Ärzten, die ja auch zumindest gemäßt hypokratischem Eid höhrem verpflichtet sind. Mit unter aber dem eigenen Gewinnstreben zugeneigter sind.

7:54 AM  
Blogger Avaron said...

Das ist mir klar. Aber mit gehts ja hier vor allem um wirklich haarsträubende Fehler und Fehlinformationen, die mit ein bisschen Recherche nicht hätten passieren müssen. Sie sind aber auch den Großen passiert.

12:22 PM  

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