Rage Against The Machine waren in den Neunzigern die politische Band schlechthin nach dem Jammertal der Grungejahre. Und
Audioslave, die Nachfolgeformation nach Zach De La Roches Ausstieg mit Chris Cornell (
Soundgarden) am Mikro, war für kurze Zeit die Hoffnung auf weiterhin groovige Musik, nur eben mit Gesang statt gerappe. Dem war nicht so. Die Frontmänner beider Bands, De La Roche und Cornell, waren und sind auch Solo unterwegs. Aber jetzt begibt sich auch der Mann auf Solopfade, der beide Bands mit seinen Riffs, Licks, spitzen Solos und irren Sounds maßgebend geprägt hat:
Tom Morello, der Mann, der auf der E-Gitarre Finger flitzen, Frösche quaken, Kühe muhen und Platten scratchen lässt und als einer der einflussreichsten und kreativsten Gitarristen unserer Zeit seit Jimi Hendrix gilt. Als
The Nightwatchman bringt er nun auch eine Soloplatte raus - und zwar ganz anders als erwartet.
Der politische Aktivist Morello (
Axis Of Justice) war als Teil von Audioslave musikalisch zwischenzeitlich im Urlaub, aber schließlich hat es ihn doch gejuckt und er ist wieder auf die Straßen gezogen, aber diesmal mit nichts mehr bewaffnet als einer Akustikgitarre, einer Mundharmonika und einer überraschend coolen Stimme. So tourte er eine lange Weile erfolgreich durch Clubs und bei diversen politischen Events, bis ihm Freund und Produzent Brendan O'Brien anbot, sein Material mal auf Scheibe zu pressen. Das Ergebnis nennt sich
One Man Revolution und wird - nicht zu unrecht, wie ich finde - mit Johnny Cash, Bob Dylan oder Springsteens "Nebraska" verglichen.
Genau wie bei seinen Live-Auftritten sind auf der Platte nur Morello und seine Gitarre im Vordergrund, bei ein paar Liedern dezent unterlegt mit ein bisschen A-Bass, wegen der Tiefe, und begleitet von Mundharmonica und Keyboard. Einzig "The Road I Must Travel" schlägt etwas aus der Reihe, das mit stampfendem Schlagzeug und Geigen unverkennbar nach irish folk klingt - sehr cool. Und trotz der spartanischen Instrumentierung ist das Album abwechslungsreich geworden: Neben dem genannten irish folk, hört man auf der Platte auch bluesiges ("Flesh Shapes The Day"), "härtere" Riffs wie in "House Gone Up In Flames" und schöne und sehr nachdenkliche Balladen.
Die Texte des Nightwatchman handeln von sozialen Problemen und prangern politische Missstände an und das durchaus reflektiert und vielfältig. Die obligatorischen "Einsamer-Streiter"-Durchhaltesongs ("One Man Revolution", "The Road I Must Travel") und -Hymnen ("Union Song") sind genauso dabei wie nachdenkliche Lieder über sinnlos gefallene Helden ("Battle Hymns") und sinnloses Sterben ("No One Left"). Und die obligatorische Friedenshymne mit "Let Freedom Ring" ist auch vertreten. Eine sehr positive Feststellung ist, dass Tom Morello, den man bisher nie singen gehört hat, durchaus eine coole Tenor-Stimme hat, die sowohl gefühlvolle Balladen als auch energische Aufrufe und Anklagen rüberbringt.
Es gibt zwei Platten, auf die ich dieses Jahr gespannt bin/war: Die eine ist die neue Platte von
Queen + Paul Rodgers, die im Herbst kommt. Die andere ist genau diese Soloplatte von
Tom Morello aka The Nightwatchman. Und obwohl sie ganz anders ist, als man sich eine Soloplatte vom Gitarrenzauberer Morello vorstellt, ist sie alles andere als eine Enttäuschung: Gutes Songwriting und gute Texte zeichnen dieses Album aus und machen es zum Pflichtkauf von RATM-Fans, von Freunden politischer und kritischer Musik, und von Leuten, die nach Johnny Cash und neben Bob Dylan noch andere einfache Songwriter-Gitarrenmusik mit guten Texten hören wollen. Und außerdem find ich sie einfach cool.
Labels: Purer Narzissmus
Ich habs seit gestern. Ich finds total cool und stimme dir eigentlich komplett zu. Vor allem war ich total überrascht dass Herr Morello sone super Stimme hat!
Klasse Album! ALLE KAUFEN! SOFORT!