Ave's Place - Alltägliche Bösartigkeiten und der ganz normale Wahnsinn



Auf hohem Niveau


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Am Sonntag war Wahltag. Wer hat’s gewusst?

Am vergangenen Wochenende, genauer am Samstag und Sonntag waren alle Katholiken Bayerns aufgerufen zur Wahl zu schreiten und neue Pfarrgemeinderäte zu wählen. Wobei, nein, das stimmt so nicht. Zumindest im Bistum Würzburg waren zwar alle aufgerufen an der Wahl teilzunehmen, die allerwenigsten jedoch wurden auch aufgerufen tatsächlich zur Wahl zu schreiten. „Allgemeine Briefwahl“ lautet das Zauberwort. In meinen Ohren, den Ohren eines angehenden Politikwissenschaftlers, klingt das ungefähr so sinnvoll wie „Wahlpflicht“. Ja, richtig, ich halte die allgemeine Briefwahl für vollkommen absurd und hoffnungslos fehlgeleitet.

Zur Erklärung: Ende letzten Jahres stand in unserem Pfarrgemeinderat, welchem ich jetzt seit Anfang 2008 angehöre, die Besetzung des Wahlausschusses an. Da man gemerkt hat, dass ich nicht nur einiges Interesse für dieses Thema, sondern vor allem auch etwas Sachverstand mitbringe, wurde ich freundlicherweise in dieses Gremium bestellt. Zwei weitere Mitglieder wurden aus unserer Nachbargemeinde entsandt, mit welcher wir vor wenigen Wochen eine Pfarreiengemeinschaft begründet haben. Der Ausschuss hat es dann ähnlich gesehen wir zuvor der Pfarrgemeinderat. So wurde ich also Vorsitzender des Wahlausschusses und Wahlleiter für unsere Pfarreiengemeinschaft (abgesehen von der doch erheblich zeitintensiven Arbeit durchaus ein netter Posten der sich auch gut im Lebenslauf macht).

Im Ausschuss haben wir tatsächlich auch darüber beraten, ob denn eine allgemeine Briefwahl nicht doch ein probates Mittel wäre die Wahlbeteiligung zu steigern. Die Idee wurde aber bald verworfen, allein schon aus ideologischen Gesichtspunkten hätte mir das wohl keinen Spaß bereitet. Jetzt hatten wir also eine Liste mit 18 Kandidaten, von denen 14 in den neuen Pfarrgemeinderat der Pfarreiengemeinschaft gewählt werden sollten. Hierfür alleine sollte uns auf die Schultern geklopft werden! Wie ich eben beim Bistum gelesen habe, haben von 157 Pfarreiengemeinschaften im Bistum gerade einmal 15(!) diesen Weg eines gemeinsamen Rates gewählt. Nun ja.

An den beiden Wahltagen haben wir es dann geschafft immerhin knapp über 480 Menschen dazu zu bringen, sich mit der Wahl auseinanderzusetzen, sich über die Kandidaten zu informieren und im Wahllokal zur Urne zu schreiten. So schlecht finde ich das nicht. Aufgrund der enormen Gemeindegröße (6.077 Wahlberechtigte) kamen aber dann am Ende doch nur 7,95 % Wahlbeteiligung raus. Eher mager.

Aber: Wir haben nicht wahllos an jeden Auf-dem-Papier-Katholiken Wahlbriefunterlagen verschickt und wir mussten auch nicht zur Persönlichkeitswahl übergehen! (Persönlichkeitswahlen werden durchgeführt, wenn zu wenige Kandidaten gefunden wurden. Der Wähler schreibt dann einfach bspw. 10 Namen auf den Stimmzettel und hinterher wird gefragt, ob die Herrschaften die Wahl annehmen. In Würzburg Stadt haben das immerhin 5 von 18 machen müssen)

Und jetzt liest man aber auf der Seite des Bistums wie stolz man darauf ist, dass man bundesweit die höchste Wahlbeteiligung mit 34 % hat. Und wem nützt das? Das ist, wie bereits erwähnt, ähnlich wie in Italien: Dort gibt es eine Wahlpflicht, was regelmäßig zu Wahlbeteiligungen weit über 95 % führt. Im Ergebnis hat man aber Berlusconi. Oder früher jahrzehntelang die Kommunisten im Parlament. Bravo!

Ich sag es wie es ist: Ich finde es ist ein Armutszeugnis, sich mit derlei Zahlen zu rühmen. 34 % der Katholiken haben ihren Pfarrgemeinderat gewählt. Aber wie viele Prozent der Katholiken interessiert ihre Gemeinde? Wie viele gehen wenigstens alle paar Wochen in die Messe? Wie viele wissen überhaupt, was ein Pfarrgemeinderat ist?

Wir haben im Frauenland vielleicht eine der geringsten Wahlbeteiligungen. Aber wenigstens kommen bei uns noch jeden Sonntag mehr Menschen in die Kirche, als in irgendeiner anderen Pfarrkirche in der Stadt Würzburg. Anderes Beispiel: Unsere Sternsinger sammeln jedes Jahr Summen für arme Kinder in der ganzen Welt, die in anderen Gemeinden den gesamten Jahreshaushalt in den Schatten stellen. Nur leider wird die Lebendigkeit unserer Gemeinde so lange unentdeckt bleiben, solange wir nicht mindestens 40 % Wahlbeteiligung haben.

Man verzeihe mir diesen Ausfall, aber für mich ist das keine „Wahlbeteiligung auf hohem Niveau“, für mich ist das Ergebnisbeschönigung auf höchstem Niveau!

Gruß.

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