Ave's Place - Alltägliche Bösartigkeiten und der ganz normale Wahnsinn



Würzburg brennt.


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Wie man in den vergangenen Tagen oft gehört hat sollte man mit Superlativen eher vorsichtig sein. Aber dieser Titel „Uni brennt“, bzw „Würzburg brennt“ ist ja wohl mit das dümmste, was man sich hatte einfallen lassen können. „Dresden brennt“, „Würzburg brennt“. Woran denk‘ ich da nur?

Nun gut, Formsache.

Ich bin gestern Nachmittag mal zum AudiMax gepilgert um mir selber ein Bild von der Situation und dem Vorhaben der Besetzer zu machen. Gegen 18:30 Uhr kam ja dann auch der Universitätspräsident und hat sich einer eher schlecht als recht organisierten Diskussion gestellt.

Lang war ich nicht da. Einerseits aufgrund der Tatsache, dass es wohl kaum nennenswertes zu erfahren gab, andererseits natürlich auch einfach aufgrund des sonstigen Publikums und vor allem des Wortführers der Besetzer. Dass dieser in einem T-Shirt der solid-Jugend aufgetreten ist offenbart schon einiges. Und genauso visionär-utopisch die Programmatik von solid ist, so entrückt empfinde ich die Forderungen der Besetzer.

Nachdem ich heute allerdings eine Informationsveranstaltung zum nahenden Studienabschluss hatte muss ich nach reiflicher Reflexion sagen, dass die Ideen und Ziele der Hand voll Leute im AudiMax ja im Grunde schon rechtens sind.

Eine Abschaffung von Studienbeiträgen halte ich für grundfalsch. Aber klar ist, dass diese in Zukunft noch sinnvoller und besser verteilt werden müssen. Ebenfalls darf man sich auch einer Diskussion über eine Änderung der Beträge, bzw. einer Bemessungsgrundlage für die Beträge nicht verschließen.

Der zweite Hauptkritikpunkt ist die Umsetzung des Bologna-Prozesses. Und diesbezüglich wurde mir heute wieder einiges vor Augen geführt. Ein kleines Beispiel: Will ich mich für einen konsekutiven Master-Studiengang bereits mit einer bewerteten Bachelor-Thesis bewerben, so müsste ich diese, angenommen der Master startet zum 01.10., bereits Ende Mai abgegeben haben. Und selbst dann kann ich mir nicht sicher sein, dass diese auch rechtzeitig zur Bewerbungsfrist Mitte Juli bewertet wurde. Kurze Erinnerung: Eigentlich dauert das Bachelor-Studium bis Ende sechstes Semester, also 30.09.

Natürlich habe ich Verständnis für bestimmte Fristen und Zeiträume, die schlichtweg benötigt werden um eine Arbeit von 40 Seiten auch ordentlich zu bewerten. Aber es ist wenig unterhaltsam am Beginn des fünften Semesters zu hören, dass es ratsam wäre die Abschlussarbeit innerhalb der nächsten sechs Monate zu schreiben, die anderen acht ausstehenden Hausarbeiten und Klausuren kann man ja dann noch irgendwie dazwischen oder danach machen.

Und das gilt, wohlgemerkt, nur für diejenigen, welche nach sechs Semestern Studium an der Universität Würzburg weitere vier Semester dort Studieren wollen. Der Bewerbung sind selbstverständlich Motivationsschreiben, Lebenslauf und Empfehlungen beizufügen. Man kennt sich ja nicht…

So schwer es mir fällt, in diese Wunde stoßen die AudiMax-Besetzer zu Recht. Die Umsetzung des Bologna-Prozesses und dessen Anpassung an das tradierte deutsche Hochschulsystem ist fehlgeschlagen. Wiederum ist dies allerdings nicht vorrangig ein Versagen der Hochschulen, bzw. der Hochschulleitungen. Vieles hierbei spielt sich auf anderen, höheren und vor allem politischen Ebenen ab. „Don’t shoot the messenger“, as Shakespeare said.

Mögen die Besetzer auch in manchem Punkt recht haben und mag auch manchmal gerade die Provokation zum Ziel führen muss ich abschließend doch noch eines sagen:

Würde mir durch einen Haufen von vielleicht 50 MannInnen die Möglichkeit genommen eine wichtige Vorlesungen zu hören (im BA ist nunmal jede Sitzung jeder Vorlesung unerlässlich), ich würde die Leute eigenhändig aus dem Saal komplimentieren!

Sie fordern freie Bildung und verweigern Hunderten sich zu bilden.

Gruß.

Comments:
Anonymous Konstantin said...

Man hätte fast meinen können, dieser Artikel stammt aus Avarons Feder. Interessant.

So sehr man sich inhaltlich und äußerlich über die Demonstrationen streiten kann, die Mittel sind sicher nicht zu grob gewählt. Eine "Besetzung" des Audimax hat wohl eher nicht zur Folge, dass "Hunderte" ihrer Möglichkeit und ihrem Recht sich zu bilden beraubt werden. Es gibt Ausweichmöglichkeiten.
Umschwung und Änderungen sind nötig, Zeichen bedürfen ihres Raumes - und die Nicht-Verfügbarkeit eines Audimaxes ist sicher eher als Zeichen zu betrachten denn als räumliche Einengung der Bildung.

Gruß zurück

7:56 PM  

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